Die musikalische Landschaft ist weit: Vom Opernhaus über klassische Konzerte, von komplexem Jazz über vertrackte Progressive-Rock-Music, von Hiphop zu seichtem Pop, von Avantgarde bis zum Schlager, es gibt jede Menge Musik, jede Menge Musiker, jede Menge Hörer.
Grundsätzlich gibt es wohl drei verschiedene Gründe, warum Menschen Musiker werden wollen. Der eine will einfach nur Anerkennung um jeden Preis, der andere versteht sich als Unterhaltungskünstler (er will durch seine Arbeit die Menschen schlicht und einfach unterhalten und das kann durchaus ein harter Job sein) und der dritte macht Musik um der Musik willen, er versteht Musik als Kunst und sucht immer etwas extravagantes oder neues; er sucht nach dem ultimativen Kick, nach irgendetwas höherem und er sucht das auch, wenn er Musik von anderen hört.
Typ 1 (der nach Anerkennung sucht) ist recht flexibel, auf keinen Stil festgelegt und er schlängelt sich durch die Musikwelt…mit viel Glück hat er Erfolg – vorausgesetzt, er beherrscht sein Intrument/seine Stimme oder schreibt medienkompatible Songs/Texte. Der typische DSDS-Kandidat fällt wohl in jene Gruppe.
Typ 2, der Unterhaltungskünstler hat projektbezogen ein genaues Konzept, ein Ziel, wie er den Hörer erreicht. Seine Erfüllung findet er im Begeistern des Publikums (egal, ob er es zum Weinen oder zum Lachen bringt). Das ist eine sehr hohe Kunst und spontan fällt mir dabei der deutsche Produzent FRANK RAMOND ein (mit dem ich einige Male zusammengearbeitet habe). Er ist quasi der perfekte Prototyp dieses Typus` und ich schätze seine Arbeit sehr, auch wenn mich persönlich keines seiner Projekte bisher emotional berührt hat.
Typ 3 hat meist einen favorisierten Musikstil, den er aber immer weiterzuentwickeln versucht. Es treibt ihn eine innere Rastlosigkeit immer weiter, er sucht nach Überraschungen, ist Detail-versessen und er kümmert sich wenig um die kommerziellen Chancen, die das, was er schafft, letztendlich hat. Vor 30-40 Jahren sind auch viele solche Musiker erfolgreich geworden (Pink Floyd, Genesis, Deep Purple, viele Jazz-Größen, Peter Gabriel), aber heute haben solche Idealisten ein schweres Los, denn es gehört ein unerhörtes Glück dazu, einen kommerziellen Erfolg zu landen (häufig durch eine Kooperation mit Film, Werbung, o.ä.)
Auch unter den professionellen Musikern finden sich alle 3 Typi und ich persönlich gehöre wohl leider in die 3. Kategorie. Das Schlimme ist, dass man in diesem Fall immer wieder Dinge tun muss, die einem komplett „gegen den Strich gehen“ – man beschäftigt sich mit Projekten, die man vielleicht sogar gar nicht mag. Warum? Weil man sich entschieden hat, mit Musik sein Geld zu verdienen. Ich habe ein ganzes Studio „als Klotz am Bein“, das mir auf der einen Seite eine Fülle von Möglichkeiten bietet, das aber auch eine Menge kostet.
Was mich angesichts all dessen sehr frustriert, ist, dass die Medien sich auf die reine, flache Unterhaltung/Berieselung verlegt haben. Es ist egal, ob man NDR2, Radio Hamburg, ffn, SWR3, BR3, ffh, oder Energy einschaltet, 90% der gespielten Songs sind gleich! Und die stilistische Bandbreite beträgt in Relation zu dem, was es allein in der westlichen Welt an Musik gibt maximal 5%…Das ein Großteil der Menschen berieselt werden will, ist vielleicht richtig, aber diese massive Einschränkung haben die Medien selbst zu verantworten. Immer mehr wurden „Ecken und Kanten“ vermieden und die Hörer wurden erzogen – gleichzeitig wurde ihnen die minimalste musikalische Bildung entzogen. Wenn Menschen immer nur Mickey-Mouse-Hefte läsen, dann wäre nach einiger Zeit jeder halbwegs vernünftige Roman zu kompliziert. Das lässt sich recht gut auf Musik übertragen. Besonders schlimm ist, dass die öffentlich-rechtlichen Medien sich auf das gleiche Niveau herablassen, obwohl sie einen gewissen Bildungs- und Kulturauftrag haben. Der wird aber scheinbar mit den Nachrichten erfüllt. Selbstverständlich bin ich nicht der Meinung, dass im öffentlich-rechtlichen Funk nur noch hochwertige Musik gespielt werden soll, aber ich finde es katastrophal, dass hochwertige, andersartige Musik komplett ausgegrenzt wird. Für mich geht damit auch die kulturelle Landschaft immer weiter kaputt, denn, wenn es so weiter geht, wird es keine solche Musik mehr geben.
Auf der anderen Seite werden Opern- und Konzerthäuser subventioniert. Kulturförderung ist angesagt. Ich frage mich nur, warum nur in diesem Bereich, warum nicht auch im Pop- Rock- und Jazzbereich etc.? Es wird Zeit, dass sich da etwas ändert.
Dazu gehört auch die musikalische Bildung von Kindern in der Schule. Wenn die fehlt, ist das Radio die einzige musikalische „Bildung“, die die Kinder erfahren und das ist fatal!
Uns droht ein Ausverkauf der Musikkultur!